Prof. Dr.-Ing.E.h. Karl Kling (* 18. Dezember 1928 † 27. März 2021)

Krumbach im März 2021.  Er war ein Vollblutpolitiker und ein besonderer Unterhalter, der sofort alle Tischgespräche beherrschte, mit einer imponierenden Spannweite und einem Tätigkeitsfeld vom Stadtrat  über Bürgermeister bis hin zum umtriebigen Landtagsabgeordneten, vom noch vom Krieg geprägten Studenten des Bauingenieurwesens an der TH München bis hin zum bayerischen und bundesdeutschen Kammerpräsidenten und hochdekorierten Honorarprofessor und Ehrendoktor und zum allseits bekannten Chef des Musikbundes Allgäu-Schwaben, der sogar dem großen Franz Josef Strauß aufspielte!

Karl Kling, der sein Leben lang vom mittelschwäbischen Krumbach aus seinen Kosmos aus Ingenieurbüro sowie politischen, musikalischen und gesellschaftlichen Initiativen aufbaute, zog viele Menschen in seinen Bann und bei Besuchen in Krumbach auch in sein gastliches Haus. Dort konnte er stundenlang begeistert und begeisternd von seinen Erfahrungen und unternehmerischen Erfolgen in aller Welt erzählen, bis hin zu seinen besonderen Verbindungen mit Theo Waigel oder auch Bundespräsident Horst Köhler. Ihn wurmte es wahrscheinlich noch mehr als Holger Magel, dass der von ihm kontaktierte Köhler, wohl auf Grund falscher Einflüsterungen seines Umfelds, die Bitte nach einem persönlichen Grußwort beim geodätischen Großereignis FIG Kongress 2006 in München verweigerte. Man muss es leider so sagen:  Das Bundespräsidialamt erkannte die  Bedeutung des Weltkongresses nicht. Umso mehr aber, wie wir alle wissen, Ministerpräsident Edmund Stoiber, Landtagspräsident Alois Glück und der Festredner Klaus Töpfer.

Kling hatte  nicht nur zur Vermessung einen besonderen Bezug, sondern auch zu Dorferneuerung und Ländlicher Entwicklung sowie als Abgeordneter aus einem Direktionsstandort (heutiges ALE Schwaben) tiefes Verständnis für die notwendige Stärkung des Landes. Er sah die Kammer auch als Ort für die geistige  Auseinandersetzung über dieses bis heute hochaktuelle Thema Gleichwertige Lebensbedingungen in Stadt und Land. Er hat mit dem Verfasser dieses Nachrufs viele Gespräche dazu geführt und auch in gemeinsamen Tagungen in Bayern und darüber hinaus diskutiert. Seit Dezember 2020  hat sich nun auch die europäische Raumordungspolitik expressis verbis zu diesem Ziel bekannt: Gerecht und grün soll die neue Territorial Agenda 2030  sein („a future for all places“)  oder mit den Worten der Bayerischen Enquetekommission: Räumliche Gerechtigkeit für alle Plätze und Regionen !!!

Es  war geradezu logisch und für die Akademie ein Glücksfall, dass der Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau sich zu den Zielen unserer Gemeinschaft bekannte und zum Ordentlichen Mitglied berufen wurde. Wir konnten fortan auf seine wortmächtige Unterstützung und sein gewaltiges Netzwerk setzen!

Die gegen viele Widerstände mit maßgeblicher Unterstützung von Alois Glück durchgesetzte Schaffung der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau ist das Lebenswerk und das bleibende Vermächtnis von Karl Kling.

Aber er hat noch mehr für die Zukunft und die nächsten Generationen getan:

Ähnlich wie unsere Akademie hatte auch Karl Kling ein großes Herz für den Nachwuchs: er stiftete einen nach ihm benannten Wissenschaftspreis für hervorragende Dissertationen oder Studienabschlüsse an der mit ihm besonders verbundenen Bauingenieurfakultät der Universität der Bundeswehr in Neubiberg und an der Medizinischen Fakultät in Ulm.

Wir danken Karl Kling für seinen unermüdlichen Einsatz für einen lebenswerten ländlichen Raum und sein Bekenntnis zu unserer Akademie.

Holger Magel

CategoryArchiv 2021
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