Wie schön sich wieder zu sehen: Die Mitgliederversammlung 2021 der Bayerischen Akademie Ländlicher Raum e.V.  – mit einer Podiumsdiskussion zum Thema:

 Im Zeichen der Klimakrise: Landwirtschaft und Landnutzung unter Stress!

Herrsching, den 4. November 2021

Der Durst nach fachlichem Austausch und die Freude an einem persönlichen Wiedersehen waren spürbar: Bei der diesjährigen Mitgliederversammlung der Bayerischen Akademie Ländlicher Raum e.V.

Das Haus der bayerischen Landwirtschaft

Der Weg führte uns, nach einer coronabedingten Präsenzlücke im vergangenen Jahr, am Nachmittag des 4. November 2021 in das Haus der Bayerischen Landwirtschaft in Herrsching am Ammersee. Den Gastgebern und seinem Direktor Gunter Strobel gilt gleich an dieser Stelle unser herzlicher Dank – auch für das freundliche Grußwort. Die Organisation und das Conronakonzept waren durchdacht, funktionierten wunderbar und wir fühlten uns sicher und willkommen.

Fachteil und formeller Mitgliederteil

Traditionell teilte sich die Mitgliederversammlung, bei der wir rund 70 Teilnehmende begrüßen durften, auch dieses Jahr in zwei Teile, nämlich einen Fachteil und einen formellen Mitgliederteil. Beide Teile warteten mit Höhepunkten auf.

Im Zeichen der Klimakrise: Landwirtschaft und Landnutzung unter Stress!

Los ging der Nachmittag mit einer spannenden und prominent besetzten Podiumsdiskussion zum Thema „Im Zeichen der Klimakrise: Landwirtschaft und Landnutzung unter Stress!“; versiert, gut vorbereitet und sprachlich pointiert moderiert von Prof. Holger Magel, dem Ehrenpräsident der Bayerische Akademie Ländlicher Raum e.V.

Holger Magel setzte bei seiner Anmoderation sogleich einen Punkt, indem er Walter Heidl, dem Präsident des Bayerischen Bauernverbandes, für seine Keynote die Frage mit auf den Weg gab, ob der Zoologe Gerhard Hazprunar mit seiner Annahme richtig läge, dass der Grund für unseren massiven Artenschwund in der intensiven Landwirtschaft und der damit verbundenen Überdüngung zu finden sei?

 Im Zeichen der Klimakrise: Landwirtschaft und Landnutzung unter Stress!

10 Thesen zur Landwirtschaft im Jahr 2040

Walter Heidl griff die Spitze gerne auf und wies in seiner einführenden Keynote darauf hin, dass die Landwirtschaft nicht das Problem, sondern Teil der Lösung ist. Zum Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft in Bayern und der durch sie vorgenommenen Landschaftspflege müsse man zusammenrücken und den gemeinsamen Dialog aufnehmen! Die Landwirtschaft habe hierfür im Juli zehn Thesen zur Landwirtschaft im Jahr 2040 formuliert. Wer sich diese durchlese kann gespannt sein. Die Landwirtschaft stehe für einen Dialog bereit. Dafür müsse die Gesellschaft aber eben auch die Leistung der Landwirtschaft für die Landschaftspflege und die Nahrungsmittelproduktion anerkennen.

Klimaanpassung by design

In der zweiten Keynote wies der Prof. Manfred Miosga, Präsident der Bayerischen Akademie Ländlicher Raum e.V., darauf hin, dass die Gesellschaft insgesamt noch nicht in ausreichendem Maße erkannt habe, welchen Handlungsnotwendigkeiten man gegenüberstehe. Die Klimaanpassung muss schnell und entschieden erfolgen und sie wird erfolgen. Miosga sieht für die notwendigen Transformationsaufgaben drei Entscheidungsalternativen: Entweder erfolgen notwendige Pfadwechsel, weil Gerichte sie uns auftragen, weil die Klimakatastrophe uns dazu zwingt oder – und dies sei die beste der drei Optionen – weil wir den Transformationsprozess gemeinsam gestalten.

In der an die beiden Keynotes anschließenden Podiumsdiskussion begrüßte Holger Magel drei weitere fachkundige Diskussionsteilnehmer: Birgit Erb, die 1. Bürgermeisterin des Marktes Oberelsbach und zweite Vizepräsidentin des Bayerischen Gemeindetags; Richard Mergner, den Vorsitzenden vom Bund Naturschutz in Bayern und Sören Schöbel, Professor für Freiraum und Landschaft an der TUM. Holger Magel bezog sich in seiner Moderation auf vier Fragen, mit denen Manfred Miosga seine Keynote beendete:

Wie kommen wir in allen gesellschaftlichen Bereichen zur Behandlung der Krisen als Krisen?

Wie überwinden dabei das Klein-Klein und kommen zu Pfadwechseln anstatt zu kosmetischen Modifikationen?

In welchen Formaten können wir die Transformation gestalten?

Und wie können wir ein positives Zukunftsbild zeichnen, um Ängste zu nehmen?

Der Weg: Miteinander im Dialog

Der Weg: Miteinander im Dialog

Birgit Erb stellt dar, welchen Beitrag die Städte, Märkte und Gemeinden in Bayern auf dem Weg zu einer klimaangepassten Siedlungsentwicklung und Landnutzung leisten können. So gibt es in ihrer Marktgemeinde einen intensiven Austausch zwischen Landwirtschaft und Kommune. Auch sei es freilich Aufgabe der Gemeinde im Rahmen ihrer Planungshoheit positive Impulse zu setzen und diese so einzusetzen, damit eine klimaangepasste Siedlungsentwicklung gelingen kann. Richard Mergner erläuterte in gewohnter Deutlichkeit, welcher Handlungsdruck auf der Natur liegt. Artenschwund, und Biodiversitätsverluste haben ein Ausmaß erreicht, das sofortiges Handeln verlangt. Trotz seiner Kritik an der großindustriellen Landwirtschaft zeigte sich Mergner erfreut über die zuletzt häufiger werdenden positiven Dialogansätze und Dialogsignale von Seiten der Landwirtschaft. Sören Schöbel sieht einen Weg zu einer klimaangepassten Landnutzung, die für den Ländlichen Raum gewinnbringend sein kann, in einer klugen Verbindung von Natur- und Landschaftsschutz auf der einen und der Landnutzung auf der anderen Seite. Die derzeit häufig zitierte Freiflächenphotovoltaikanlage, unter der ggf. auch landwirtschaftliche Urproduktion stattfinden könne, sei nur ein Beispiel.

Herrschinger Weg?

In der abschließenden Fragerunde rief Josef Göppel den BBV-Präsident Heidl dazu auf, sich den kommenden Initiativen zum Flächensparen anzuschließen. Für Heidl schien das durchaus im Bereich des Denkbaren zu liegen. Landnutzung unter Stress – die Lösung liegt im Dialog. Wurde auf dieser Podiumsdiskussion ein gemeinsamer Herrschinger Weg des Dialogs zwischen Landwirtschaft und Naturschutz eingeschlagen? Fast schien es so. So zeigte sich auch Holger Magel in seinem Resümee zufrieden. Dialogrunden dieser Art sind alternativlos. Es zeigt sich einmal mehr, warum eine Akademie Ländlicher Raum erfunden werden müsste, wenn es sie nicht schon gäbe.

Formeller Mitgliederteil

Da in diesem Jahr – wie auch im nächsten – keine Wahlen anstehen, lag der Höhepunkt des straff gehaltenen förmlichen Teils sicherlich in der Berufung der neuen Mitglieder sowie in einer Ehrung, die nach den weiteren Tagesordnungspunkten (Bericht des Präsidenten, Beschlussfassungen, Bericht aus dem Wissenschaftlichen Kuratorium – den Bericht des Präsidenten erhalten die Mitglieder nochmals mit unserem Weihnachtsbrief) erfolgen.

Berufungen

Berufungen

Für die Akademie gewonnen werden konnten in diesem Jahr in Fortführung einer guten und freundschaftlichen Tradition die Präsidiumsmitglieder des Bayerischen Gemeindetags.

Namentlich:

Martin Birner, 1. Bürgermeister der Stadt Neunburg vorm Wald, Bezirksvorsitzender des Bezirksverbandes Oberpfalz des Bayerischen Gemeindetags,

Birgit Erb, 1. Bürgermeisterin des Marktes Oberelsbach, Bezirksvorsitzende des Bezirksverbandes Unterfranken und zweite Vizepräsidentin des Bayerischen Gemeindetags (BayGT),

Maximilian Gotz, Oberbürgermeister der Stadt Erding, Mitglied im Präsidium des BayGT,

Dr. Birgit Kreß, 1. Bürgermeisterin des Marktes Markt Erlbach, Bezirksvorsitzende des Bezirksverbandes Mittelfranken des BayGT,

Markus Reichart, 1. Bürgermeister des Marktes Heimenkirch, Bezirksvorsitzender des Bezirksverbandes Schwaben des BayGT,

Bernd Reisenweber, 1. Bürgermeister der Gemeinde Ebersdorf, Bezirksvorsitzender des Bezirksverbandes Oberfranken des BayGT,

Jürgen Roith, 1. Bürgermeister der Marktes Winzer, Bezirksvorsitzender des Bezirksverbandes Niederbayern des BayGT, und

Stefan Schelle, 1. Bürgermeister der Gemeinde Oberhaching, Bezirksvorsitzender des Bezirksverbandes Oberbayern des BayGT,

Thomas Zwingel, 1. Bürgermeister der Stadt Zirndorf und erster Vizepräsident des BayGT.

Darüber hinaus konnten gewonnen werden

Marco Hölzel, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Bodenordnung und Landentwicklung der Technischen Universität München und Vorsitzender und Sprecher der Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung SRL e.V., Landesgruppe Bayern,

Dr. Rudolf Neumaier, Geschäftsführer des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege sowie

Hans-Peter Schmucker, Leiter des Amtes für Ländliche Entwicklung Niederbayern.

Schließlich durfte Manfred Miosga den folgenden neuberufenen Mitgliedern des letzten Jahres ihre Urkunde überreichen, was coronabedingt im Jahr 2020 nicht möglich war:

Christian Kreye, Leiter des Amtes für Ländliche Entwicklung in Schwaben,

Hans Maier, Verbandsdirektor des Verbandes der Bayerischen Wohnungsunternehmen e.V.,

Heidrun Piwernetz, Regierungspräsidentin der Regierung von Oberfranken,

Beate Rutkowski, stellvertretende Landesvorsitzende des BUND Naturschutz in Bayern sowie

Christian Zwanziger, MdL, Sprecher für Landesentwicklung und Tourismus der Fraktion die GRÜNEN im Bayerischen Landtag.

Die Akademie ist geehrt und freut sich in gemeinsamer Sache – der guten Zukunft des ländlichen Raums – über den fachkundigen und prominenten Zuwachs!

Ehrung

Ehrung

Schließlich kam dem Präsidenten die schöne Aufgabe zu Teil eine wichtige Ehrung vorzunehmen: Klaus Spreng, der langjährige Geschäftsführer der Bayerischen Akademie Ländlicher Raum e.V. bekam die Goldene Ehrennadel der Akademie verliehen. Der diesbezügliche Präsidiumsbeschluss erging freilich einstimmig. Der Grund dafür ist allen Mitgliedern klar, die Klaus Spreng in seiner Rolle als Geschäftsführer erleben durften. Klaus Spreng hat über viele Jahre die organisatorischen Geschicke der Akademie gelenkt und unzählige Präsidiumssitzungen, Mitgliederversammlungen und Tagungen, darunter die 25- und 30-Jahre Jubiläumsfestveranstaltungen professionell gemanagt und war Stabilitätspfeiler unserer gemeinsamen Arbeit. Lieber Klaus, herzlichen Dank für 10 aktive Jahre für unsere Akademie.

Die Mitgliederversammlung endete mit Flurgesprächen und dem guten Gefühl auf dem Heimweg, bei besonderen Momenten dabei gewesen zu sein. Noch bis 18.30 Uhr verbrachten manche auf den Fluren des Hauses der Bayerischen Landwirtschaft. Wir haben uns wohl gefühlt und kommen sicherlich wieder.

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