Ein persönlicher Nachruf von Ehrenpräsident Holger Magel
München, 14. April 2022.
Der Schock war groß in Bayern, natürlich auch in den Reihen der Akademie, als am Mittwoch, dem 13. April, die Nachricht vom plötzlichen Tod Josef Göppels kam.
Göppel, der studierte Förster, war ein unbequemer, keineswegs smarter Vollblut- und Ausnahmepolitiker und eckte deshalb auch vielfach an: er wusste (zu) viel von der Natur und der Notwendigkeit ihres Schutzes, er argumentierte zu gut, weil er im Gegensatz zu anderen tatsächlich gelernt hatte, was Nachhaltigkeit und der Schutz unserer Schöpfung bedeutet und – er hatte das Gespür für und den klaren Blick in die Zukunft. Wie seltsam klingt es nun, wenn heute der Parteichef über den von seiner Partei oft im Stich gelassenen Toten klagt: er war seiner Zeit voraus. Muss denn die Politik immer zu spät dran sein?! Göppel verzweifelte oft an seiner Partei, hielt ihr aber – selbst in Momenten größter Demütigungen -, für viele unverständlich, bis zum Schluss die Treue.
Kraft bezog er aus der Zustimmung seiner Wähler sowie der Verehrung im Lager der Naturschützer, Landespfleger und Landentwickler – und aus den Reihen der Akademie, in der er schon fast zur Ikone wurde!
Ich erinnere mich noch gut, wie ab Mitte der 1980er Jahre Josef Göppel fast raketengleich aufstieg im heimischen Herrieden: er war da schon längst Anhänger des neuen von Holger Magel betriebenen ökologischen Kurses der Flurbereinigungsverwaltung und arbeitete als Bezirksrat eng bei der 1983 gestarteten ökologischen Flurbereinigung Triesdorf mit der Flurbereinigungsdirektion Ansbach zusammen.1986 gründete er den mittelfränkischen Landschaftspflegeverband. Den späteren Verband DVL baute er zu seiner Hausmacht aus wie auch den AK Umwelt seiner Partei als Nachfolger von Alois Glück. Dorthin verlagerte er pressewirksam (die SZ berichtete regelmäßig) die Auseinandersetzungen um den richtigen ökologischen Kurs. Dorthin hat er z.B. auch Holger Magel eingeladen, um ihn mit Erwin Huber über die Landespolitik streiten zu lassen. Heute ist der AK nur noch ein Schatten seiner selbst und spielt medial und politisch keine Rolle mehr.
Früher als andere wusste er um die Notwendigkeit des Ausbaus erneuerbarer Energien und hier auch der landschaftssensiblen Windkraft. Da konnte er mächtig streiten, z.B. bei einer legendären Akademietagung in Wetzendorf mit dem nicht minder zimperlichen Geschäftsführer Martin Wölzmüller vom Landesverein für Heimatpflege.
Göppel war den anderen oft voraus – er dachte weiter
Göppel dachte weiter als andere und befasste sich über die Landespflege hinaus auch mit Landesentwicklung, am Schluss im Auftrag von BM Gerd Müller als Senior Expert sogar auch um globale Entwicklung. Hier schloss sich natürlich der Kreis: es war seine Sorge um den Schutz des Bodens als Grundlage allen Lebens und der Biodiversität. Die nun ausfallenden Getreideernten aus der Ukraine zeigen uns wieder einmal schockartig auf, wie im Grunde leichtsinnig wir mit Grund und Boden umgehen. Sein Spruch: uns helfen die besten Arbeitsplätze nichts, wenn unsere biologischen Lebensgrundlagen kaputt sind und wir deshalb physisch nicht mehr überleben können. Folgerichtig war Göppel auch ein entschiedener Verfechter strenger Regelungen beim 5 ha Ziel in Bayern, was er bei der Akademietagung am 26.Juli 2019 im Haus der Bayerischen Bauindustrie nachhaltig unterstrich. Wie ein Vermächtnis erscheint nun sein Aufruf bei der letzten ALR Mitgliederversammlung 2021 in Herrsching, als er an BBV Präsident Walter Heidl appellierte, sich doch dem Bündnis aller Planerverbände und Akademien für ein besseres LEP anzuschließen.
Aufgrund seiner charismatischen Ausstrahlung und seines Redetalents und Geschicks zu kurzen klaren Aussagen stand er im Rampenlicht der Medien und Öffentlichkeit – oft zum Missfallen seiner Gegner.
Unvergessen für mich war seine Dankesrede, als er 2018 im Münchner Künstlerhaus den Naturschutzpreis des BN Bayern erhielt. Gerade frisch von Afrika zurückgekommen hielt er allen Anwesenden fast schon wie einst Konrad Lorenz den Spiegel unserer Wohlgefälligkeiten und einer über die Grenzen lebenden Wohlstandgesellschaft vor. Auch der anwesenden und kurz darauf geschassten Ministerin Ulrike Scharf verging das berufsmäßige Dauerlächeln.
Nun ist er mitten in seinem letzten Kampf um die jetzt einzuleitende Große Transformation unserer Gesellschaft gestorben. Wir haben einen unserer Besten verloren.
Wir trauern um ihn, wir trauern mit seiner Familie. Möge es ihm, dem bekennenden Christen, “drüben“ gut ergehen, denn er hat Gutes bewirkt!
Holger Magel