Ein bayerisches Urgestein hat uns verlassen: Bayerns längstdienender Bürgermeister Josef Steinberger (1943-2022)

Josef Steinberger und Erwin Huber – das starke Doppel aus Reisbach

München, im Oktober 2022. Tiefe Betroffenheit herrschte am 13. Oktober in den Reihen der Akademie, als die Nachricht vom überraschenden Tod unseres Mitglieds Altbürgermeister Josef Steinberger kam. Wir wussten zwar alle um seine seit Jahren bestehende fragile Gesundheit,hatten uns aber einfach daran gewohnt, dass er dennoch zu uns kam – immer mit seinem unverzichtbaren Asthma Inhalator im heiß geliebten BMW. Den hatte er schon mit sich, als er in den 90 Jahren mit Holger Magel, seinerzeit noch im Ministerium tätig, unterwegs war durch die bayerischen Lande als Mitglied der Staatspreisjury für gelungene Flurbereinigungen. Steinberger war hier der gewichtige Vertreter aller bayerischen Landgemeinden. Er liebte ja die Flurbereinigung und vor allem „seine“ Direktion in Landau. Hier fühlte er sich zu Hause – ihr hatte er ja das Glück seines Lebens zu verdanken: Als 21-jähriger startete er bei der Flurbereinigungsdirektion in Landau und war dort 10 Jahre lang im mittleren Dienst tätig, lernte also das Flurbereinigergeschäft von der Pike auf, bis er 1974, gerade 31 Jahre alt, Bürgermeister wurde und blieb – bis 2014 40 Jahre lang. Unzählige Minister, Abgeordnete, Ministerialräte, Präsidenten und Direktoren hat das eiserne Energiebündel (er war ein im Zeichen des Löwen geborener!) überlebt – er war für die Neuen immer schon da! Übrigens zusammen mit seinem etwas jüngeren Reisbacher Ministrantenfreund Erwin Huber, mit dem ihn zeitlebens viel verbunden hat.

Josef Steinberger wurde immer mehr auch zum Freund Holger Magels, dem er in dessen Chefzeit viele direkte Kanäle, insbesondere auch zum allmächtig gewordenen Landespolitiker Erwin Huber, öffnete. Warum? Steinberger war einer der überzeugendsten Vertreter der bayerischen Dorferneuerung (DE), und mit großer Genugtuung und Lust demonstrierte er an Hand seines, wie Magel oft sagte, „vergoldeten“ Reisbach, wozu die bayerische Dorferneuerung fähig sein konnte. Selbst China lernte von seiner Dorferneuerung, wie Erwin Huber oft stolz betonte.

Steinberger war auch schlau genug, sich als Bürgermeister nicht in die Nesseln zu setzen und einseitig zu positionieren z.B. beim erbitterten Streit über die Öffnung oder Nichtöffnung des Dorfbachs; nein , die salomonische Lösung dazu überließ er bewusst dem hohen Gast aus dem Ministerium Holger Magel. Da war selbst stv. TG Vorstandsmitglied Erwin Huber überrascht…

Wenn es politisch und im unsäglichen Zuständigkeitsstreit zwischen den Ministern und Ministerien eng wurde, fuhr man nach Reisbach – und alle waren wieder überzeugt vom besonderen Nutzen der Dorferneuerung und Bodenordnung durch Flurbereinigung für die Landgemeinden. Es war selbstverständlich, dass Steinberger auch die 4. Bayerischen Tage der Dorfkultur 1996 ausrichtete sowie Gastgeber unzähliger Seminare oder Exkursionsbesuche aus dem Ausland war. Wo er war und argumentierte – als Kommunalpolitiker längst eine Instanz – verteidigte er den Bayerischen Weg der Dorferneuerung z.B. gegen die Gelüste des Innenministeriums, sich die Dorferneuerung einzuverleiben. Die heutige Bürgermeister- und Dorferneuerungs-Generation weiß das gar nicht mehr, wie seinerzeit die Dorferneuerung hart umkämpft war und wie stark sie – in Verantwortung der Flurbereinigungsverwaltung – verteidigt werden musste. Auch bei den berüchtigten Kienbaumuntersuchungen (1993-1996) war Steinberger ein kompetenter und glaubwürdiger Vertreter der These, dass Landgemeinden und Ländliche Entwicklung ein ideales Gespann abgeben. Diese Haltung vertritt erfreulicherweise heute noch Gemeindetagschef Präsident Uwe Brandl!

Natürlich wurde Steinberger ein begeistertes Mitglied unserer Akademie und besuchte z.B. auch gerne die legendären Neukirchner Tagungen, wo er u.a. mit dem längstdienenden Bürgermeister Österreichs Akademiemitglied Peter Nindl ratschn konnte. Und als „Funktionär“ wusste er um die Bedeutung von Mitgliederversammlungen: wann es nur ging kam er zu jenen der ALR!

Nun hat er uns verlassen. Wir denken dankbar an unseren Freund Sepp und werden ihn nicht vergessen. Seiner Familie gilt unsere tiefe Anteilnahme.

Ehrenpräsident Holger Magel