Neue Tendenzen in Theorie und Praxis der Landentwicklung

Vom 15. bis 17. Oktober 2025 fand im niederschlesischen Krotoszyce die 22. landesweite wissenschaftlich-technische Konferenz der Reihe „Neue Tendenzen in Theorie und Praxis der Landentwicklung“ statt. Unter dem Leitthema „Aktuelle Herausforderungen bei der räumlichen Gestaltung des ländlichen Raums“ trafen sich Fachleute aus Wissenschaft, Verwaltung und Praxis.

Mit dabei: Eine Delegation aus Bayern – angeführt von unserem Ehrenpräsidenten Univ.-Prof. EoE Dr.-Ing. Holger Magel, sowie drei Mitgliedern der Akademie, Dr.-Ing. Herbert Daschiel (Referatsleiter für Integrierte Ländliche Entwicklung und Flurneuordnung im Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus) Jürgen Eisentraut (Leiter des Amtes für Ländliche Entwicklung Unterfranken) und Lothar Winkler (Beauftragter für internationale Angelegenheiten in der Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft Nachhaltige Landentwicklung (ArgeLandentwicklung) und Leiter des Amtes für Ländliche Entwicklung Oberfranken).

Die polnischen Gastgeber zusammen mit der Delegation aus Bayern (Foto: Universität für Landwirtschaft Krakau / Dr. Szymon Sikorski)

Zusammenarbeit seit 1990

Ziel war die fachliche und persönliche Vertiefung der seit dem Jahr 1990 bestehenden Zusammenarbeit zwischen der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung und den polnischen Fachverwaltungen. Den Rahmen bildet die vom Bayerischen Ministerpräsident Dr. Markus Söder und dem Marschall der Woiwodschaft Niederschlesien Paweł Gancarz am 24. Juli 2024 in München unterzeichnete gemeinsame Kooperationserklärung.

In seinem Einführungsvortrag appellierte und erläuterte Prof. Magel eindrucksvoll, dass die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in Stadt und Land weit mehr sei als ein politisches Schlagwort – sie sei eine zentrale gesellschaftliche Aufgabe und Voraussetzung für demokratische Stabilität. Chancengleichheit, Teilhabe und die aktive Mitgestaltung durch die ländliche Bevölkerung seien Grundlage. Nur so könne Vertrauen in Staat und Politik wieder wachsen.

Dr.-Ing. Herbert Daschiel stellte in seinem Vortrag die Strategie der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung vor, die auf Kooperation, Eigenverantwortung und Nachhaltigkeit setzt. Die Instrumente der Ländlichen Entwicklung – von der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) über Flurneuordnung und Dorferneuerung bis hin zu Förderprogrammen und Initiativen zur Biodiversität, Wasserrückhalt, Boden- und Gewässerschutz – fördern sozialen Zusammenhalt, regionale Wertschöpfung, Sicherung der Daseinsvorsorge, Ressourcenschutz und Artenvielfalt sowie Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel.

Praxisbeispiele aus Unterfranken zur Flurneuordnung, Wasserrückhaltung und Biodiversität, – vorgetragen von Jürgen Eisentraut – verdeutlichten, wie erfolgreich regionale Akteure gemeinsam Lösungen gestalten.

Lothar Winkler ergänzte die bayerische Vortragsreihe mit einem Blick auf die Kooperation der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung und den chinesischen Provinzen Shandong und Sichuan. Bereits seit den 1980er Jahren ist man gemeinsam mit der Hanns-Seidel-Stiftung in Projekten zur Flurneuordnung und Dorfentwicklung in China aktiv.

Die polnischen Beiträge zeigten, dass sich die Verfahren zur Flurneuordnung, die auf das Zusammenlegungsrecht aus dem Jahr 1982 beruhen, überwiegend auf agrarisch-betriebswirtschaftliche Ziele konzentrieren. Seit dem EU-Beitritt Polens im Jahr 2004 fand eine Erweiterung um gemeinwohlorientierte und infrastrukturelle Aspekte wie der Dorferneuerung oder kleinere Hochwasserschutzmaßnahmen durch europäische Förderprogramme statt. Die Zusammenlegung und Erschließung der landwirtschaftlich genutzten Flächen steht jedoch im Vordergrund der Projekte.

Flurneuordnung breiter und nachhaltiger gestalten

Gleichzeitig wächst in Polen das gesellschaftliche und politische Bewusstsein, die Flurneuordnung breiter und nachhaltiger zu gestalten und den Fokus auf ökologische, sozialverträgliche und wasserwirtschaftliche Aspekte zu erweitern. Ein Feld, auf dem die bayerischen Erfahrungen wertvolle Impulse geben kann.

Im kommenden Jahr ist ein Besuch der polnischen Kolleginnen und Kollegen am Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken geplant. Dabei soll der Erfahrungsaustausch zu Maßnahmen, die zur Verbesserung des Landschaftswasserhaushalts führen, im Mittelpunkt stehen – ein Thema, das beide Seiten angesichts zunehmender Klimaextreme gleichermaßen bewegt.