

Graphic Recording der Veranstaltung durch Lena Wenz
Unser Akademiepräsident wurde gebührend gefeiert!
Die Akademie widmete Manfred Miosga zum 60. Geburtstag ein wissenschaftliches Symposium zum Thema Transformation
Bayreuth, 6. Februar 2025. Auffallend viele Landentwickler, Klimaaktivisten, Kommunalexperten, Mitglieder verschiedenster Raumakademien, Professoren und Planer aus ganz Bayern waren am Donnerstag, dem 6.Februar unterwegs nach Bayreuth, um im dortigen Evangelischen Zentrum den allseits beliebten und bekannten Manfred Miosga zu feiern. Schließlich stellt sein 60. Geburtstag eine Wegmarke dar, die die Bayerische Akademie zum Anlass nahm, ihren Präsidenten zusammen mit Partnerinstitutionen, darunter auch der Universität Bayreuth, zu feiern. Vor dem Feiern waren allerdings anspruchsvolle wissenschaftliche Diskussionen zu „bewältigen“ von insgesamt 8 hochklassigen Panellists und dem fachkundigen höchst aufmerksamen 100-köpfigen Publikum – souverän moderiert von Präsidiumsmitglied Barbara Wunder, die hiermit einen beeindruckenden Erststart in der Akademie hinlegte. Gewünscht hatte sich der Jubilar ein Symposium, das der zu seiner Lebensaufgabe gewordenen Großen Transformation auf lokaler, regionaler, aber auch globaler Ebene gewidmet war.
Entsprechend vielgestaltig war das Programm, das von vielen Akademiemitgliedern aktiv mitgestaltet wurde; hervorzuheben sind dabei Sabine Hafner, die am Schluss noch mit einer außerplanmäßigen zweiten Laudatio oder besser fachlich untermauerten Liebeserklärung an ihren Mann überraschte, Barbara Wunder, Roland Spiller, Martin Schneider, Mario Tvrtkovic sowie Laudator Holger Magel und der Hauptorganisator Matthias Simon, vor Ort massiv unterstützt von Dirk Emtmann und KollegInnen.
Was jetzt möglicherweise fast schon ernst und erdenschwer rüberkommen mag war es aber nicht, ganz im Gegenteil: es waren Mut machende, von Optimismus und Durchhaltewillen („Jetzt erst recht!“) geprägte drei Stunden, denen sich ein vergnügliches get together bei herrlich gesundem Essen anschloss.
Schöner kann man den Geburtstag nicht feiern, dachte sich am Ende auch ein glücklicher Manfred Miosga. Die Akademie gratuliert und dankt an dieser Stelle nochmals ihrem Präsidenten für sein außerordentliches Engagement. Lesen Sie dazu auch die anliegende Laudatio des Ehrenpräsidenten, der es schließlich wissen muss.
Laudatio von Ehrenpräsident Univ. Prof. EoE Dr.-Ing. Holger Magel
Zum 60. Geburtstag: Einige Betrachtungen über den Menschen, Wissenschaftler und Präsidenten Manfred Miosga
Aus Liebe zu Bayern wissentlich in die Opposition?
„Mehr Lehrer und bessere Schulen“ lautete die Schlagzeile des MM vom 10.9.2008 über den SPD-Landtags-Direktkandidaten für den Stimmkreis Bad Tölz-Wolfratshausen/Garmisch-Partenkirchen: „Was den prominenten Starnberger SPD-Kreis- und Weßlinger Gemeinderat bewegt, dieses Mal sogar grenzübergreifend zu kandidieren, das erzählt er im Interview mit unserer Zeitung. „Es ist die Neugierde auf das Neue“, sagt er. Als Landtagsabgeordneter würde er sich auf das Thema Bildung konzentrieren. Er fordert „mehr Lehrer und bessere Schulen überall in Bayern“. Aber auch die Landesentwicklung, regionale Förderprogramme für den Alpenraum und die Förderung des sanften Tourismus sind ihm wichtig.“ Mich wundert, dass er als begeisterter Ammerseesurfer nicht auch die Förderung des Wassersports gefordert hat.
Hohe Festversammlung, Sie wissen längst: ich rede von Manfred Miosga, unserem Jubilar. Auslöser seiner erneuten Kandidatur waren wohl sein von Jugend an ausgeprägtem Idealismus und Nonkonformismus sowie sein Commitment für soziale Fragen und Ungerechtigkeiten und daher seine frühe Verbundenheit mit der SPD und deren Wahlkampfmotto 2008 „Aus Liebe zu Bayern“, einer SPD, der er lange in verschiedensten Funktionen bis hinauf zum südbayerischen Juso GF und später Bezirksvorstand gedient hat. Nach dem bleiernen Ende der Stoiber – Ära und dem wenig inspirierenden Duo Beckstein /Huber sah er wohl eine reelle Chance es zu schaffen und nun auf größerer, auf Landesebene zu gestalten und zu beeinflussen. Ideen, Einsichten und Erfahrungen hatte er ja nach über 10 Praxisjahren genug.
Kleiner Einschub für unsere Akademiemitglieder zum Einordnen: exakt in diesem Jahr, am 16.Juni 2008, beging unsere Akademie ihren 20.Geburtstag im schönen Max-Joseph-Saal der Münchner Residenz mit Schirmherr MP Günther Beckstein und dem Festredner und Helmut Kohls Beichtvater Pater Johannes Pausch vom Europakloster Gut Aich am Wolfgangsee. Von MM war da noch keine Spur! Aber es sollte bald anders werden.
„Die Neugierde auf das Neue“ (Amt im Landtag) wurde nicht befriedigt, die konservativen Wähler im Oberland sowie das Gewicht der Münchner SPD-Listenstimmen haben anders entschieden: Manfred Miosga ist – Gott sei Dank – auch dieses Mal nicht in den Landtag eingezogen, um dort zwar intellektuelle und durch seine Assistenten -, Gremien – und kommunale Beratungstätigkeit sicherlich hochkompetente, aber letztlich frustrierende Oppositionsarbeit zu leisten. Nun sagte er diesen Träumen und dem Hin und Her zwischen hauptamtlicher Politik, freiberuflicher Arbeit und Hochschulen – daneben gab es auch noch ein recht spannendes Privat – und Familienleben – Lebe wohl und wandte sich endgültig dem zu, wofür er ja – wenn man seine Gene, Talente, Interessen und seine Schul- und Studienzeit nimmt – von Anfang an geschaffen war: der Wissenschaft, kombiniert mit einem Planungs- und Beratungsbüro. Die „Liebe zu Bayern“ und seine „Neugierde auf das Neue“ konnte er nun an anderer Stelle beweisen: Da half die zur Wahl bereits vorliegende Anfrage zum Vertretungsprofessor 2008 an der Uni Bayreuth. Ab da wurde für den 2010 endgültig zum Univ. Prof. berufenen gebürtigen Münchner und waschechten Oberbayern Oberfranken zur neuen Heimat. Das war ein gegenseitiger Glücksfall, wie aus Münchner Perspektive neidlos konstatiert werden muss. Anstelle des Alpenraums sorgte er sich nun als Wissenschaftler, Planer und Bürger um das Fichtelgebirge, die Fränkische Schweiz, im Strukturwandel befindliche ehemalige Industriestädte, um periphere ländliche Gebiete und vieles anderes mehr. Er wurde ein intensivst in der fränkischen Region beheimateter Professor und ein Markenzeichen: „der Miosga“. Er war kein in München verbleibender DiMiDo Professor, den es nach den Vorlesungen heim zum Weßlinger See zog und nicht mehr gesehen ward an Uni oder in der Region. Im Gegenteil: er zeigte starke Präsenz! Was demonstriert ein größeres Commitment zur Wahlheimat als die Gründung eines bayernweit bekannten und tätigen Büros KlimaKom eG im Hummeltal oder die vielen regionsspezifischen und – wirksamen Aktionen wie z.B. Forum1.5, RegioCop 2024 oder die Denkfabrik Sportainable. Hier und nicht nur hier macht Manfred Miosga seiner Professur und seiner Universität alle Ehre: immerhin heißt ja seine Abteilung, die angesichts ihrer Bedeutung für Fach und Universität und ihres überdurchschnittlichen Drittmittelaufkommens längst zum Lehrstuhl umgewidmet werden müsste, Abteilung für Stadt- und Regionalentwicklung. Er nahm das ernst und kümmerte sich besonders um die Regionen in Nordbayern.
Ich will aber an dieser Stelle vom Menschen Miosga, die Professoren ja auch sind bzw. sein sollen, sprechen – was bei Berufungen von Professoren häufig zum Schaden der Mitarbeiter und Studenten vergessen bzw. vernachlässigt wird. Reden, Analysieren, Diskutieren, Kommunizieren, Integrieren, Zusammenhänge erklären – das konnte er aus dem Effeff, aber er konnte und war weit mehr: er war ein sozialer, den Menschen und Mitarbeitern und ihren Sorgen zugewandter Kollege und sensibler Chef, auch konnte er Teams motivieren und eher sanft führen – er war diesbezüglich nicht nur dialektisch erprobt, sondern vor allem charakterlich gereift von und durch seine früheren (auch privaten Pflege) Tätigkeiten mit und für Menschen. Immer z.B. behielt er selbst in der schärfsten Auseinandersetzung seine ausgleichend – freundliche, ja smarte Art und zeigte seine Bereitschaft und Fähigkeit zu Kompromiss und Befriedung. Man geht nie wütend aus einer Begegnung mit Manfred heraus. Vielleicht haben ihn seine Erfahrungen in einer Patchwork Familie so geformt.
„Tell the truth“
Das heißt aber nicht, dass Manfred nicht seinem Charakterzug treu geblieben wäre und weiterhin oft kämpferisch und bewusst Widerstand riskierend den Mut zur Wahrheit gezeigt hätte. „Tell the truth“ hat er 2021 im Interview mit dem renommierten „Rat für Nachhaltige Entwicklung“ zum Thema „Stellenwert der Daseinsvorsorge für die sozial-ökologische Transformation“ als sein Mantra ausgegeben. Mir ist diese Haltung unendlich sympathisch , da ich Gemeinsamkeiten erkenne ,vor allem aber Übereinstimmung mit meinem „Säulenheiligen“ Romano Guardini , der gesagt hat: „..dass man eine Wahrheit ausspreche , sobald es für sie Zeit ist, auch wenn sie Widerspruch oder Lachen hervorruft…“ .Wir alle in diesem Raum wissen – und die nachfolgenden Gesprächsrunden werden es verdeutlichen – dass es hohe , ja höchste Zeit ist , Wahrheiten auszusprechen z.B. zur Notwendigkeit neuer Pfade in Klima-, Energie -, Mobilitäts- , Städtebau- und Raumentwicklungspolitik sowie bei nachhaltiger Landnutzung ,Landmanagement und Land Governance .Wir nennen das seit dem WBGU Hauptgutachten von 2011 Große Transformation, müssen aber konstatieren ,dass dieses Wort inzwischen fast schon bekämpft wird. Manfred hält aber sichtbar die Fahne hoch und fordert als Wissenschaftler, Kommunalberater und Akademievertreter unbeirrt, den Kurs zu halten. Und er hat ja Erfolg dabei – er versammelt viele Verbände hinter sich, bildet beeindruckende Netzwerke und überzeugt Hochschule und Kommunen.
Wie anders wohl wäre sein Engagement verlaufen als Oppositionspolitiker? Seine Wahrheiten und Anträge wären an der Panzer – oder besser Schweigemauer der Regierungsmehrheit zerschellt und abgeschmettert worden. Noch frustrierender wäre es dann für ihn gewesen -und da bin ich mir fast sicher, dass das mit seinen Vorschlägen passiert, wäre-, wenn Monate später seine Ideen in Anträgen der Regierungspartei Auferstehung gefeiert hätten und dann beschlossen worden wären. Das kann dem Universitätsprofessor MM nicht so leicht passieren, zumindest wird ihm bei Anhörungen von allen Landtagsfraktionen aufmerksam zugehört, wenn er als gerne und recht oft eingeladener Experte wohlbedachte Akzente setzt. Ob sie befolgt werden, ist eine andere Sache, aber man kann die Ideen im außerparlamentarischen Raum immer wieder vorbringen und zivilgesellschaftliche Allianzen bilden, wie MM, das inzwischen virtuos beherrscht. Auch darüber werden wir heute noch mehr erfahren. Ich will und kann das jetzt nicht im Einzelnen ausführen, ebenso wenig seine außerordentlich vielen Forschungsarbeiten und Publikationen zu nahezu allen aktuellen Problemfeldern, die bei der großen Transformation eine Rolle spielen – viele im Übrigen verfasst mit Sabine Hafner als fachlicher und ehelicher Partnerin! Wenn ich die Breite und Tiefe dieser Arbeiten ansehe und seine fast rastlosen Aktivitäten und Einsätze in Kommunen, Verbänden, Institutionen, Stiftungen etc. miteinschließe, komme ich zu dem Urteil: Manfred ist ein „sattelfest spezialisierter Generalist“ und die Idealverkörperung eines modernen hochkompetenten Sozial – und Humangeografen, Raumforschers, Klimaexperten und Kommunalentwicklers.
Warum nicht schon früher?
Mir geht, während ich das sage, durch den Kopf, dass wir diesen Manfred Miosga genauso gut an der TU München, seiner Alma Mater, hätten haben können, wenn, ja wenn die Berufungskommission sich 2004 für ihn entschieden hätte bei der Nachfolge des knorrigen Urgesteins Prof. Bruno Dietrichs, des Schöpfers des Bundesraumordnungsprogramms. Stattdessen wurde ein Mann aus der Schweiz berufen, der ziemlich schnell die versammelte Landentwicklungsprominenz aus Deutschland mit eigenwilligen Aussagen überraschte. In Anwesenheit des Bayerischen Landwirtschaftsministers behauptete er z.B. bei den Münchner Tagen der Bodenordnung und Landentwicklung: es gibt in Bayern keinen ländlichen Raum!
Das wäre mit einem Nachfolger MM nicht passiert; was aber wahrscheinlich passiert wäre, wäre die Bildung eines Traumtrios gewesen: Matthias Reichenbach Klinke oder nachfolgend Mark Michaeli, Manfred Miosga und Holger Magel. Wer weiß, was da alles hätte entstehen können! Ein geballtes Wissenschaftszentrum Landentwicklung an der TUM! In Bayreuth musste MM diese Kompetenz ziemlich allein aufbauen. Beispielhaft sei nur auf seine in der Wirkung bis nach China reichenden mehrjährigen Arbeiten zum Thema Resilienz und Landentwicklung verwiesen, deren Ergebnisse nun überall in Bayern zur Verfügung stehen und Aufschluss darüber geben, wie die Instrumente der Landentwicklung eingesetzt werden können, um lokale und regionale Widerstandskraft sowie Anpassungs- und Wandlungsfähigkeit zu stärken. Die Anwesenheit von Roland Spiller beim heutigen Festakt ist ein beredter Nachweis der gesunden Beziehungen zu ländlichen Raum – Behörden, von denen mein ehemaliger Lehrstuhl heute nur träumen kann.
Etwas positives hat MM durch seine 4-semestrige Vertretungsprofessur an der TUM 2003 ff. aber doch für mich hinterlassen – einmal direkt, das andere Mal mehr indirekt:
Direkt durch die Überarbeitung von Thiersteins Folie „Paradigmenwandel in der Raumplanung“, indirekt durch seinen von ihm sehr verehrten Professor und Doktorvater Günther Heinritz, der mithalf, dass seine mit seinem Lehrstuhl an die LMU verbannten Geographiestudenten bei mir im Bachelorteilstudiengang Bodenordnung und Landentwicklung studieren konnten. Heutige Kolleginnen der Ländlichen Entwicklung und ALR-Mitglieder wie Anne Ritzinger oder Nina Rebelein und viele mehr wie z.B. der GF des Lehrstuhls Bodenordnung und Landentwicklung Tobias Bendzko sind daraus hervorgegangen. Was ich sagen will: es waren die Aufgeschlossenheit von Heinritz und seinem Assistenten MM gegenüber dem Fach Landentwicklung und die Entschlossenheit, ihren Geographieabsolventen dort spätere Einsatzmöglichkeiten zu bieten. Wir haben die Qualitäten unserer Geographiemitarbeiter sehr zu schätzen gelernt.
Glücksfall Räumliche Gerechtigkeit – Wissenschaftliche Herausforderung Transformation
Zurück nach Bayreuth in die Zeit nach 2010:
Unkündbar berufen legt er los, z.B. mit Veröffentlichungen zu Themen wie „Wissen, Kultur und Kreativität als Erfolgsfaktoren der Stadt- und Regionalentwicklung“ (2010 mit Sabine Hafner et al.) oder „Bayerische Landesplanung im Umbruch. Ein Diskussionspapier“ (2011) oder zusammen mit G. Heinritz und S. Hafner et al. „Policies and strategies for the creative knowledge economy in the region of munich. How to enhance the city`s competitiveness” (2010) – alles Themen, die auch die Bayerische Akademie Ländlicher Raum und ihre Mitglieder in ihrem Alltag beschäftigten und berührten. Oder die Verwaltung für Ländliche Entwicklung: es ist ein besonders schöner Zufall, dass die in meinem Festvortrag zum 125. Geburtstag der Verwaltung 2011 geforderten Regionalkonferenzen schließlich von MM bayernweit organisiert wurden.
Er wird 2012 zum O. Mitglied der ALR berufen und schon ein Jahr später 2013 Vorsitzender ihres Wissenschaftlichen Kuratoriums (WK) und damit mein enger Partner. Wir lernen uns kennen und immer mehr schätzen. Und er führt sich 2014 zusammen mit Sören Schöbel und Silke Franke unübersehbar mit „Impulsen zur Zukunft des ländlichen Raums in Bayern. Positionen des Wissenschaftlichen Kuratoriums der Bayerischen Akademie Ländlicher Raum“ ein. Hocherfreut stellen wir im gleichen Jahr fest, dass das Trio Miosga, Spiller und Magel, ohne voneinander zu wissen von verschiedenen Fraktionen vorgeschlagen und dann vom Landtag zu Mitgliedern der EK „Gleichwertige Lebensbedingungen in ganz Bayern“ gewählt worden ist. Die folgenden 4 Jahre waren ein highlight in der Karriere von MM – nun war er endlich im Parlament, der Herzkammer bayerischer Demokratie, und konnte in Augenhöhe mit den Abgeordneten und mit viel Zeit zur Diskussion und Reflektion rhetorisch gekonnt seine Gedanken ausbreiten. Er festigte in dieser Zeit seinen Ruf auch über Partei – und Fachgrenzen hinaus.
Ich habe vorhin Manfreds Folie von 2003 erwähnt. Von ihr war ich damals so fasziniert, dass ich sie weiter ausgebaut habe, zum „Paradigmenwandel von Government zur Governance in der ländlichen Entwicklung“ Manfred war fortan im Copyright bei all meinen Vorlesungen und Vorträgen in der ganzen Welt dabei. Dieses „Miosga mit im Gepäck haben“ passierte nun über ein Jahrzehnt später nochmals:
Vier Jahre haben wir in dieser Kommission gearbeitet, und wir alle sind stolz darauf, dass wir in den denkwürdigen Sitzungen im Januar und Februar 2015 die Politiker mit der Idee der Räumlichen Gerechtigkeit überrascht haben. Aber dieses Mal war es umgekehrt im Vergleich zum Paradigmenwandel in der Raumplanung: Im Bericht der EK Kommission Drucksache 17/19700 ist nachzulesen: „In der Sitzung am 10.2.2015 wurde das von Prof. Magel erarbeitete und später von Prof Miosga noch erweiterte vierdimensionale Konzept der Räumlichen Gerechtigkeit von der Kommission als Grundlage aller weiteren Diskussionen und fachlichen Arbeiten angenommen“. Deshalb ist die vielfach auch im Ausland gezeigte Abbildung mit dem copyright Magel/Miosga 2015 versehen. Sie sehen, das Wechselspiel Miosga/ Magel/ Miosga hat herausragende Ergebnisse erzielt: die Folie Paradigmenwandel hat entscheidend zur weiteren partizipativen und endogenen Entwicklung von Kommunen und Dörfern beigetragen , die ländlichen Regionalkonferenzen zur höheren Akzeptanz der Verwaltung bei den Kommunen , und das Konzept der Räumlichen Gerechtigkeit ist ein überragender wissenschaftlicher , aber auch politischer Erfolg geworden, der anschließend unter fast schon missionarischem Einsatz von MM in Wort und Schrift zur heftigen Renaissance des Begriffes Räumliche Gerechtigkeit in ganz Deutschland geführt hat , aber nicht nur hier ,sondern zum Beispiel auch in China ,wie alle dort tätigen Experten wissen. Zur detaillierten Aufbereitung dieses neuen Konzeptes und seiner vielfältigen Aspekte und Konsequenzen hat nachfolgend der Landtag die Studie „Räumliche Gerechtigkeit-Konzept zur Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse und Arbeitsbedingungen in ganz Bayern“ in Auftrag gegeben. Verfasser waren Prof. Koppers, Dr. Sträter, Dr. Höcht und Prof. Manfred Miosga.
In der EK zeigte sich zwischen uns, wozu ich Roland Spiller miteinschließen will, eine gleiche Wellenlänge des Denkens und Vertrauens. Ich trauere aber heute noch der vertanen Chance der praktischen Verprobung unseres Konzepts in ländlichen Gemeinden nach – denn das steht noch aus! Altbekannte Zuständigkeitsfragen haben es bis heute verhindert. Du, lieber Jubilar, solltest dran bleiben zusammen mit deinem nun mächtigen Partner Roland Spiller. Resilienzforschung, Vitalisierungs-, Flächenspar- oder Wohnraumschaffungsinitiativen etc. sollten nicht die einzigen Schwerpunkte der Zusammenarbeit sein. Ein idealer Bezugspunkt für die dringend notwendige weitere Forschung zu diesem Thema wäre ja die erfolgte Aufnahme des Begriffs Räumliche Gerechtigkeit in die Begründung des neuen Landesentwicklungsprogramms und in manche Ministerreden. Oder in Begründungen zu Staatspreisverleihungen wie z.B. zu Deiner Auszeichnung mit der Umweltmedaille durch StM Thorsten Glauber im Oktober 2021. Damit bekennt sich das offizielle Bayern zu dieser Idee, die parallel auch von Martin Schneider in seiner außergewöhnlichen Dissertation „Raum – Mensch – Gerechtigkeit. Sozialethische Reflexionen zum Begriff des Raumes “ behandelt wurde. Welch ein schöner „Zufall“ oder soll ich sagen, welch folgerichtige Konsequenz, dass nun Prof. Schneider neuer Vorsitzender des WK und enger Partner von MM geworden ist!
MM rückte 2017 als Vizepräsident in das Präsidium der ALR auf. Und 2019 wurde er einstimmig zu meinem Wunschnachfolger und neuen Präsidenten gewählt.
Ein neuer Abschnitt für ihn und die Akademie begann!
Der smarte Akademiepräsident
Schon seine Antrittsrede im Festakt vom 6. Mai 2019 vor versammelter Politprominenz ließ aufhorchen: da will es jemand wissen – versehen mit viel Kompetenz, Erfahrung, frischer Energie und vielen Ideen, ja auch gereiften Überzeugungen. Da wagte einer bewusst den Brückenschlag zwischen anspruchsvoller Theorie und innovativer Praxis. Er hatte ja große Gremien-, Beratungs- und Netzwerkerfahrung, und diese setzte er ein. Er stabilisierte und initiierte Gremienarbeit inner- und außerhalb der Akademie und beschleunigte das Tempo. Die neuen Herausforderungen ließen ihm und der Akademie keine Zeit zum Abwarten oder gar Verdrängen. Er nutzte die Digitalisierung und moderne Medien und wurde zum „smarten“ Präsidenten, der nicht immer in München anwesend sein wollte und musste, um etwas zu bewegen und Sitzungen zu leiten. Die Coronarestriktionen, die voll in seine erste Amtsperiode fielen, haben das noch zusätzlich beschleunigt.
Ich will und kann nun nicht aufzählen, was er seitdem alles geleistet und angestoßen hat als souverän agierender Präsident und kollegialer Teamplayer: überragende Themen sind der Klimawandel (siehe dazu das Gemeinschaftswerk „Klima Handbuch für Kommunen“ 2023), eine nachhaltigere Nutzung unserer Ressourcen sowie Räumliche Gerechtigkeit und zukunftsfähige Lebensbedingungen. Erwähnenswert auch die Erfindung – typisch für Deine „Neugierde aufs Neue“- der parallel zur UN Klimakonferenz COP weltweit ersten RegioCOP in Oberfranken. Dazu braucht es die Transformation und all die vielen Plattformen, damit wir den sog. Great Mindshift beschleunigen. Dabei spielt Bildung eine große Rolle – ein Thema, das – wir erinnern uns – der Landtagskandidat MM 2008 groß herausstellte. Es hat ihn nie losgelassen. Dies zeigen Artikel wie „Die zukünftige Rolle von Hochschulen in der modernen Wissensökonomie und ihre Aufgaben im Rahmen der Transformation zur Nachhaltigkeit“ oder das BMBF „Förderprojekt ‚Aufstieg durch Bildung: offene Hochschule“ .Vieles mehr könnte ich noch anführen , wie z.B. den gemeinsamen Artikel Magel /Miosga „Does the countryside now have a future again?“ in dem Sammelband des TUM Forum Sustainability „Forward thinking for the Post-Corona Era“ (2021) , muss es aber aus Zeitgründen unterlassen , nicht aber den Hinweis auf seine stupende Allrounderfähigkeit des Geographen , zu so vielen Themen etwas sagen und schreiben zu können.
Aber es geht hier heute nicht um eine Lebensbilanz oder gar ein Lebenswerk – dieses Leben ist noch lange nicht abgeschlossen. Wir dürfen noch viel erwarten und wünschen dazu das Wichtigste: Gesundheit und die notwendige Stabilität in Familie und Beruf. Dann bleiben auch Erfolg sowie die Freude und Energie frisch erhalten, weiterhin so viel für die Allgemeinheit und die Wissenschaft zu tun, wie Du es seit Jahrzehnten getan hast. Ein freundschaftlicher Rat soll aber hier nicht fehlen: versuche, künftig öfters nein zu sagen, auch wenn es schön ist, so viel (nach)gefragt zu sein.
Ich wünsche Dir nämlich, dass bei einem allfälligen neuerlichen Interview Dein damaliger MM-Reporter von 2008 festhalten kann: “Der Professor wirkt trotz seiner nun 60 Jahren immer noch jugendlich!“ Und dass er ergänzen kann: „Der Herr Professor hat sich seine Neugierde auf das Neue bis jetzt erhalten!“
Abschließend lieber Manfred, lieber Jubilar: Höchster Respekt und großer Dank an Dich, persönlich wie auch im Namen der gesamten Akademie und vieler Partner.
Ad multos annos.