Nachruf
Die Bayerische Akademie ländlicher Raum trauert um ihr Mitglied Franz Inselkammer
Aying, im September 2024.
Die befürchtete Nachricht traf schließlich unerbittlich ein: Nach längerer Krankheit ist der bekannte „Bräu von Aying“ Diplom Braumeister Franz Seraph Inselkammer hochbetagt gestorben. Er war einflussreich, weithin bekannt und hoch geachtet, er trug hohe Auszeichnungen und hatte die sogenannte Prominenz, ja viele Minister und Ministerpräsidenten zu Gast, wenn er zusammen mit seiner Frau Angela Inselkammer in sein Brauerei – und Gaststättenimperium zu Festen aller Art ins ländliche Aying, das berühmte Bierdorf, einlud. Das Logo seiner Brauerei kennt fast jeder Münchner, die ländlichen Entwickler besonders, denn das Logo ihrer Verwaltung weist eine ziemliche Ähnlichkeit mit dem Ayinger auf.
Inselkammer blieb aber stets der bescheiden auftretende, aber unglaublich souveräne Herr und Bayer im besten Sinne; ja er war im besten Sinne ein Citoyen, einer, der sich immer auch dem Gemeinwesen und Bayern verpflichtet fühlte. Er wollte und konnte Gott sei Dank zurückgeben, zurückgeben an seine Gemeinde, zurück geben an Menschen, Vereine, Staat und Gesellschaft. Deshalb engagierte er sich auch in besonderer Weise für seine Gemeinde Aying, als er vor über 30 Jahren auf das Buch von Alois Glück und Holger Magel „Das Land hat Zukunft. Neue Perspektiven für die ländlichen Räume“ stieß. Nachdem Aying 1991 sein 1200 Jahrjubiläum beging, spendierte er der Gemeinde eine Vortragsreihe zum Thema „Das Land hat Zukunft“ mit Referenten aus dem Buch von Glück/Magel, darunter Nationalrat Sixtus Lanner und der langjährige Amtschef des Landwirtschaftsministeriums Anton Adelhard usw. Holger Magel moderierte die Tagungsreihe und blieb fortan im Kontakt mit Franz Inselkammer, der 1992 zum Ordentlichen Mitglied unserer Akademie berufen wurde. Am 5./6. Oktober 2000 schließlich veranstaltete die Akademie mit der TUM auf seine Einladung hin im neuen Ayinger Brauereigebäude die damals hochaktuelle Tagung „Gesundheit – Wachstumsmotor auch im ländlichen Raum?“. Es war die Zeit, als die sogenannten Kondratieff Zyklen hochaktuell waren, die als 6. Zyklus und neuer Zeitabschnitt einen Boom des Gesundheits- und Psychosozialen Sektors mit der Schöpfung neuer Arbeitsplätze voraussagten. Zukunftsforscher Erik Haendeler, der Apologet von Kondratieff, war der unbestrittene Tagungsstar! Wie wir wissen, ist das alles eingetroffen. Franz Inselkammer war ein souveräner Gastgeber und machte diese Tagung zu einem unvergessenen Markstein unserer Akademie Arbeit. Er blieb der Akademie fortan geistig verbunden: Vor allem auch die Leitbildtheorien der Akademie hatten es ihm angetan. Das führte dazu, dass der Ayinger Ehrenbürger 2001 seine Gemeinde mitsamt Bürgermeister Hans Eichler zur Akademie und letztlich zur Dorferneuerung führte.
Heute noch lesenswert sind die erarbeiteten Leitlinien der Ayinger Dorferneuerung! Inselkammer wollte auch seine Baupläne auf seinem umfangreichen Grund und Boden mitten im Ort mit der Dorfentwicklung abstimmen. Da passte dann ganz gut, dass das Ehepaar Inselkammer über Vermittlung von Holger Magel Akademievorstandsmitglied Univ. Prof. Arch. Matthias Reichenbach-Klinke entdeckte und ihn für den behutsamen Umbau des „Herrenhauses“ zu einem Hotel verpflichtete. Der jähe Tod von Reichenbach-Klinke beendete diese wunderbare Zusammenarbeit leider viel zu früh.
In der Folge besuchte Inselkammer immer wieder Tagungen und Veranstaltungen unserer Akademie, zuletzt den Wechsel im Präsidium Mai 2019 von Holger Magel zu Manfred Miosga (siehe Bild). Den scheidenden Akademiepräsidenten beehrte er mit einem seiner berühmten Biergrüße (Zwickelbier) und lud ihn nach Aying ein.
Mit Franz Inselkammer ist nicht nur ein persönlicher Freund gegangen, sondern auch ein großer Förderer unseres Landes und seiner Kultur. Wir trauern mit seiner Frau Angela Inselkammer und der gesamten Familie und verbeugen uns vor seinem beeindruckenden Lebenswerk. Er wird in unseren Reihen unvergessen bleiben.
Holger Magel